AFBW im Interview mit SPRIND, der Bundesagentur für Sprunginnovation

Drei Fragen an …
Barbara Diehl ist eine ausgewiesene Expertin für Entrepreneurship, Innovation und Education und betreut seit dem 1. Dezember 2020 bei der Bundes- agentur für Sprunginnovationen die Partnerschaften mit Wissenschaft und Wirtschaft. Ihr Wirkungsfeld konkret? Leute miteinander in Kontakt bringen, motivieren und bef higen, neue Dinge in ihrem Leben auszuprobieren und sich dadurch professionell und pers nlich weiterzuentwickeln. (Geh rt dies nicht auch zu den Kernaufgaben der AFBW?)

1 „Innovare“ heißt „erneuern“ und nicht „ein bisschen besser machen“. Welche (Sprung-)innovationen brauchen wir?

Was „neu“ ist, hängt von der persönlichen Wahrnehmung ab. Innovation liegt häufig im Auge des Betrachters. Was für den einen bzw. die eine hochinnovativ ist, ist für andere „inkrementell“ oder „Schnee von gestern“. Zudem kommt hinzu, dass man echte Innovationen häufig nur im Rückblick erkennt und diese ihr Potenzial bisweilen über einen sehr langen Zeitraum entfalten. „People often overestimate the change that is going to happen in two years and underestimate the change that is happening over 10 years.“ An dieser Feststellung von Bill Gates ist viel Wahres.

Wir brauchen (Sprung-)innovationen, die das Leben einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in größtmöglichem Umfang besser machen. Neue Anwendungen müssen sinnvollen und sinnstiftenden Nutzen bringen und den Fokus auf menschliche Bedürfnisse und unsere basalen Lebensgrundlagen setzen. Was wir nicht brauchen sind Scheininnovationen, die Probleme lösen, die wir eigentlich nie hatten.

2 No risk, no sprung – welche Empfehlungen können Sie mittelständischen Unternehmen geben? Welche Voraussetzungen müssen Innovatoren mitbringen?

Um eine echte Sprunginnovation und nicht nur Fortschritt in Trippelschritten hervorzubringen, bedarf es vieler Zutaten. Technologie ist nur eine davon. Es muss ein Wille zur Veränderung und zur Problemlösung da sein. Hinzu kommen Begeisterung und ein Bewusstsein dafür, dass es viele Lösungsmöglichkeiten gibt. Daneben bedarf es unterschiedlicher Kompetenzen und Fähigkeiten in einem Team, Agilität und iterative Entwicklung im Prozess und – last but not least – ein Umfeld, in dem eine solche Herangehensweise positiv bewertet wird.

In unseren Gesprächen mit den Sprunginnovierenden können wir charakteristische Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale erkennen, die vielen Innovatoren gemein sind. Dazu zählen ohne Frage Neugier und extremes Interesse an einem Spezialgebiet, Durchhaltevermögen, Biss und Hartnäckigkeit, Ergebnisorientierung und eine netzwerkorientierte Herangehensweise.

Als Bundesagentur für Sprunginnovationen wünschen wir uns eine engere Zusammenarbeit mit Unternehmen. Wir wollen Lust zum Mitmachen wecken, Lust auf Zukunft und einen offenen Co-Kreationsprozess. Diese ausgestreckte Hand darf der Mittelstand gerne einschlagen.

3 Was sind die größten Innovationsthemen im faserbasierten Bereich?

Hier lohnt ein Blick auf die Megatrends als wertvolle Navigationshilfe. Megatrends sind DIE Treiber für Innovationen. Aus ihnen können schnelle Durchbrüche mit disruptiven Entwicklungen entstehen.

Für Innovationen im faserbasierten Bereich sind nach meiner Einschätzung insbesondere der demografische Wandel und damit verbunden auch der Megatrend Gesundheit von Bedeutung. Weltweit werden Menschen älter, bleiben dabei länger fit und die Gesundheit wird zu ihrem Fundamentalwert. Diese Entwicklung schafft vielfältige neue Bedürfnisse und er öffnet ein enormes Innovationspotenzial für faserbasierte Produkte, beispielsweise für die Entwicklung von Smart Textiles, für textile Assistenzsysteme oder Medizintextilien.

Als weiteren wichtigen Motor sehe ich den Klimawandel, der unsere basale Lebensgrundlage bedroht und damit physiologische Grundbedürfnisse berührt. Nun bin ich keine Textilerin, aber ich könnte mir vorstellen, dass faserbasierte Werkstoffe Anteil an einer innovativen CO2-Entfernungstechnologie haben könnten. Gleichzeitig bieten faserbasierte Produkte vielfältige Ansätze zur Reduktion von CO2-Emissionen, beispielsweise im Mobilitätsbereich oder beim Bauen.

 

Das Interview ist Teil der Highlights 2021 der AFBW. Das vollständige Dokument finden Sie hier »

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